Jahrgangsbericht

Jahrgangsbericht 2018

Der Witterungsverlauf des Jahres 2018 könnte, besonders aus Sicht eines Winzers, ungewöhnlicher nicht sein. „Es war Sommer“ - viel und lang und sehr warm. Die Geschichte lehrt uns, dass in Jahren mit solch einer Witterung, wie 1959 oder 1976, die Riesling-Weine von unserem Teil der Nahe strahlen und so ist es auch 2018!

Karsten Peter
Weinlese

Das Jahr begann wie 2017 endete, feucht, sehr feucht. Und so war der Rebschnitt, mit dem wir die letzten Zeichen des Jahres 2017 abschließen wollten, wirklich kein Vergnügen. Von Winterkälte und einer stabilen Trockenphase keine Spur. Februar und März brachten weniger Regen und es wurde endlich deutlich kälter. Tiefe Temperaturen verzögern den Austrieb und so das Risiko einer erneuten Frostkatastrophe, wie wir sie 2017 erleben mussten - also kann man sagen, trotz „suddel“ Wetter, waren alle gut gelaunt.

Und dann nahm das ungewöhnliche Jahr 2018 seinen Lauf: April, der von seinem sprichwörtlichen Wetter keine Spur zeigte, der wärmste und sonnenreichste seit Beginn der Aufzeichnungen. Jäh wurde das ganze Tal aus der Winterruhe erweckt und die Vegetation explodierte fast. Unser schöner Plan - über den Haufen geworfen und das Zittern begann aufs Neue. Doch dieses Jahr meinte es der große, weiße Mann auf der Wolke wohl gut mit uns (das war nicht das letzte Mal, dass ich rückblickend diesen Gedanken hatte). Bei fast sommerlichen Temperaturen am Tag, sank das Thermometer in den Nächten gottseidank nur bis zur Schmerzgrenze. Glück gehabt!

Ende Mai bis Mitte Juni öffnete der Himmel dann seine Schleusen. Jede Wolke und wirklich jede, brachte Regen. Und das ausgiebig. Die Böden saugten jeden Tropfen auf, vermutlich wussten sie schon was folgen würde. Keiner von uns hätte vermutet, dass grade diese Phase für den Jahrgang mitentscheidend sein würde.

Perfekte Vegetationsbedingungen, so begann die Blüte rasch, binnen 10 Tagen waren alle Weinberge verblüht. Normalerweise dauert das 2 bis 3 Wochen. Von diesem Moment ab war klar, es wird eine frühe und warme Ernte werden, wenn nicht noch ein extrem kühler Sommer folgen würde. Was folgte war, alles andere als kühl, 10 Wochen Dauerhoch. Am Ende dieser Phase war das einzig grüne im ganzen Tal, die Weinberge. Jetzt war klar, Kompost, Stroh & Begrünungen, all das hatte unsere Reben zu wahren Tiefwurzlern gemacht und so konnten sie, die tief ins Felsgestein abgesunkenen Niederschläge von Mai und Juni nutzen und trotzten dieser Trockenphase unbeschadet.

Am 5. September begann sie dann, die früheste Lese unserer Geschichte, bei sommerlichen Temperaturen. Schnell und frühmorgens musste es sein. Die kühle der Nacht einfangen und zügig die Sektgrundweine ernten, Weißburgunder und ein Teil der Trauben für Just Riesling folgten. Die ersten richtig kalten Nächte Ende September brachten dann eine deutliche Änderung. Niemand glaubt es, aber man konnte es schmecken, die Veränderung der Aromatik nach nur einer kalten Nacht. Das Warten auf den perfekten Moment hatte ein Ende. Jetzt konnte es so richtig losgehen.

Nach fast 6 Wochen am 13.10. letzter Lesetag, schier endlos und so lange wie noch nie. Aber jeden Tag wurde die Geduld belohnt. Trauben, was Trauben, Wahnsinn! Dachte ich bei mir. Goldgelb, mit toller Würze und einer feinen, präsenten Säure. Die Vorfreude auf die Weine des 18ers stieg jeden Tag.

Im Januar dann die Gewissheit. Die Hefe nach der Gärung schon etwas abgesunken gab es endlich preis. Frische, Eleganz, Finesse und Charakter. Ein wahrhaft abwechslungsreiches Jahr mit Weinen die alle unsere Wünsche erfüllen.

 

Ihr Karsten Peter